Studiumsbezogene Gründe
- Die polit. Systeme Nordeuropas sind/werden eins meiner Schwerpunktthemen. Was soll ich also in Spanien? Nordeuropa ist wahnsinnig spannend, da auf der einen Seite da oben Vieles richtig gemacht wird, was wir hier unten nicht auf die Reihe kriegen, aber andererseits das "Schwedische Wohlfahrtsmodell" auch nicht mehr das ist wofür es mal bekannt war. Ergo: Da oben kann ich mehr über das Ganze rausfinden, da sich da doch schon mehr Wissenschaftler dafür interessieren als in Trier.
- Aber warum dann ausgerechnet Finnland und nicht z.B. Dänemark?
Hat hauptsächlich persönliche Gründe, aber das finnische System ist auch deshalb besonders interessant, weil es lange Zeit eine äußerst interessante Neutralitätspolitik betrieben hat, durch die geographische Lage Zwischen Sovietunion und dem Westen. In Helsinki sieht man noch ziemlich deutlich, diese "Zwiegespaltenheit" und die Innenstadt hat ein gewisses russisches Flair an sich. Hochinteressant.
Außerdem fasziniert mich das Parteiensystem (derzeit 8 Parteien im Eduskunta) und die Art und Weise, wie man Entscheidungen trifft und wie Interessenorganisationen eingebunden werden. In einem Land wie Finnland wo praktisch Jeder Jeden kennt bekommt 'Lobbyismus' eine ganz neue Bedeutung.
- Hab schonmal mit dem Gedanken gespielt, dass ich vielleicht gerne in der deutschen Botschaft in Helsinki arbeiten würde. Finnland ist da also eine gute Wahl. Sollten sich die Gedanken weiter halten, kann ich ja auch gleich mal da vorbeischauen und mich informieren, mit was für Qualifikationen ich meine Chancen aufbessern kann und wer weiß.... Ich muss ja ein mindestens 6 Wochen langes Praktikum machen. Wenn sich die Möglichkeit ergibt nach Erasmus noch 6 Wochen in Helsinki zu bleiben. Wenn ich das richtig durchblicke endet das finnische Semester irgendwann im Mai und das deutsche Wintersemester ist erst im Oktober. Und wenn ich nicht zur Botschaft komme gibt es sicher in Tampere irgend ein Amt o.ä. wo ich hinkönnte vorallem dann ohne aus meinem Zimmer zu müssen und innerhalb Finnlands nochmal umziehen zu müssen.
- Außerdem steigert ein Auslandsaufenthalt die Berufsaussichten gewaltig. Sozial/Geistes/Kultur/wasauchimmer-Wissenschaftler gibt es wie Sand am Meer und wenn es dir da nicht gelingt, dich besonders hervorzuheben und dir eine Nische zu suchen, dann Gute Nacht....
- Man sollte, wenn sich für solche Regionen interessiert auch die ein oder andere Sprache von dort beherrschen um die örtliche Forschungsliteratur zu verstehen. Einen Schwedischkurs gibt es in Trier, den kann ich immernoch machen, wenn ich zurück bin, denn da hab ich sicher schon Grundkenntnisse. Finnland ist ja offiziell zweisprachig und Schwedisch hat da auch besondere Bedeutung aufgrund der Geschichte. Norwegen interessiert mich von den Ländern noch am wenigsten (zumal die PoWi Trier keine Partnerschaft dorthin hat) und finnisch ist einfach so eine tolle Sprache, dass ich sie lernen muss. In Deutschland nahezu unmöglich abgesehen vom Selbststudium. Die Uni Tampere bietet Surrival Kurs und anschließenden Elementarkurs an durch das ganze Jahr durch.
Private Gründe
- Das Land. "Finnland - das Land der 1000 Seen" ist noch 'leicht' untertrieben. An die 200.000 Seen sind da doch schon eine Nummer größer. Wunderschönes Land. Details würden hier zu weit führen. Außerdem reizt mich der lange Winter, die Kälte und die geringe Bevölkerungsdichte. Ich will einmal im Leben das Nordlicht gesehen haben, in Lappland Rentiere streicheln und es erleben, wie selbst in Stadtbussen nur selten miteinander gesprochen wird, nach einer typisch finnischen Sauna in ein Eisloch springen,... sowas halt

- Die Menschen. Man sagt den Finnen ja Vieles nach und es wird sicher nicht auf jeden zutreffen. Aber alles, was ich bisher so erfahren habe, steigert einfach mein Bedürfnis mit solchen Menschen zusammen zu leben. Der Finne ist zurückhaltend und redet nicht viel - aber was er sagt meint er auch genau so.
Den Finnen ist angeblich das 'Sisu' eigen. Eine nicht zu übersetzende mentale Eigenschaft, eine Art Kampfgeist, mit Geduld, Beharrlichkeit und Ausdauer den Alltag zu bestreiten. Je weiter nördlich man reist desto weniger überflüssiger Smalltalk wird geführt- Hektik wie man sie hierzulande kennt, scheint es landauf landab derart nicht zu geben. Die finnischen Uhren sind leicht eingefroren aufgrund des Schnees  Wenn der Finne allerdings Alkohol trinkt (und das kann er wohl wirklich ausgezeichnet) wandelt sich das Blatt. Das erste Mal in eine finnische Kneipe zu gehen muss ein Schauspiel für sich sein :D
Die Finnen sind kurzum einfach ein Volk, zudem ich mich magisch angezogen fühle und die ich auch einfach mal selbst getroffen haben will.
- Die Sprache . Auf Finnland wurde ich ja zunächst nur wegen der (damals ausschließlich englischsprachigen) Musik von dort aufmerksam. Das war vor so in etwa 3-4 Jahren denke ich. Vorher hat das Land auf meiner Landkarte praktisch nicht existiert, da man von ihnen ja einmal im Jahr wegen PISA hört und dann wieder ein Jahr lang Funkstille aus dem Norden. Mit der Zeit ist dann meine Liebe zur Musik von dort gewachsen und zwangsläufig hört man mit der Zeit auch Bandmitglieder in Interviews finnisch sprechen und so habe ich mich auch in das finnisch meines Traumannes (ohne Scheiß jetzt XD ♥ ) Ville Valo verliebt, dessen Band mein erster Kontakt zur finnischen Musikszene war: hier spricht er finnisch.
Da hab ich mich in den Klang der Sprache verliebt und so bin ich dann auch zu den finnischsprachigen Bands gekommen und mittlerweile hat sich mein Ohr so an die Sprache gewöhnt, dass ich sie mit für die schönste Sprache der Welt halte, ohne sie wirklich sprechen zu können. Ich werde sicher noch oft genug Details posten aber nur so viel: Es gibt weder Geschlechter, ein Futur, Artikel und anderen unnötigen Kram. Der Finne regelt das meiste mit dem Vor und Anhängen von Partikeln wodurch dann auch viele Wörter so lang werden. Sie können ganze Nebensätze in weniger Wörtern ausdrücken so hab ich mal folgendes Beispiel gefunden:
Deutsch: Parken nur für diejenigen, die einen Platz reserviert haben!
Finnisch: Pysäköinti vain paikan varanneille!
Das hat Stil :D
Das Finnische kennt 15 Fälle (Deutsch hat 4, Latein 5). Find ich nicht schlimm, wenn man statt wie in Latein einen Ablativ mit 100 Funktionen hat lieber das gleich voneinander trennt und dann sicher weiß, welcher Fall der passende ist.
Es gibt 39 Deklinations (Nomenveränderung wie 'Das Haus -> dem Haus Dat.) und 29 Konjugationstypen (Verbveränderung). Schreckt mich jetzt auch nicht sooooo ab. Klar ist Finnisch oft in der Reihe der schwierigsten Sprachen mit aufgeführt, aber wenn der Preis für das Lernen von 15 Fällen (Wovon 2 ja eh fast nie benutzt werden) ist, dass man die schönste Sprache der Welt spricht - why not?
tbc
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